Ich bin ein Lügner
Das war gar nicht das Ende. Tja. Ich habe wieder einen Geschichtswunsch bekommen:
ich will eine geschichte mit einem drachen und einer prinzessin und einem killer und einer killerin 🙂 na? 😉
Eine Viertelstunde später war das Folgende fertig, was ich nicht bei einem Gästebucheintrag belassen wollte und hiermit auch in mein Blog kopiere:
Bitteschön 🙂
Es war einmal ein Killer, der wollte nicht immer Killer sein weil ihm das Töten fad war und er was anderes tun wollte, zum Beispiel leckere Sachen backen.
Und wie das so bei Killern ist, war natürlich der Staat der größte Auftraggeber, also ging der Killer zu seinem König und sagte: „Kannst du mich nicht mit etwas anderem beauftragen? Ich könnte eine mörderisch gute Sachertorte backen.“
Der König sagte: „Das ist eine formidable Idee. Backe er eine vergiftete Sachertorte und schenke er sie meinem Feldmarschall.“
Das gefiel dem Killer natürlich nicht, denn er wollte nicht mehr killen. Trotzdem führte er pflichtgemäß seinen Auftrag aus und tötete den Feldmarschall mit der Sachertorte. Nachdem er nun eine fünfzehn sechzehntel Sachertorte in den Müll geworfen hatte (denn der Feldmarschall war schon nach dem ersten Stück gestorben), überlegte er sich, wie er aus diesem Schlamassel herauskommen könnte.
Da kam ein Rundschreiben des Königs dem Killer recht: Wer die Prinzessin, seine jüngste Tochter, heiraten würde, würde zwar nicht König, aber wegen seines Wohlstandes würde er den Beruf seiner Wahl ergreifen können. Der Killer ging also zum König und hielt um die Hand seiner Tochter an. Der König aber sprach: „Ihr seid ein wahrhaft formidabler Mann, doch müsst Ihr mir zuerst eure Vaterlandstreue und euer Geschick beweisen.“ Der Killer überlegte sich, während ihm auffiel, dass „formidabel“ wohl des Königs Lieblingswort war, was nun wohl kommen könnte. Es war keine einfache Aufgabe: „Hinter den Großen Bergen“, erzählte der König, „gibt es einen furchtbaren Drachen der das Land bedroht. Tötet ihr ihn und bringt ihr mir seinen Kopf, so dürft ihr meine jüngste Tochter ehelichen.“
Sofort machte sich der Killer auf den Weg zu dem Drachen. Doch oh weh: Als er dort ankam sah er, dass der Drachen sich eine Burg aus gebrauchten Ritterrüstungen gebaut hatte. Vergiften ließ er sich auch nicht, den er war ein so widernatürliches Geschöpf, dass kein Gift bei ihm wirkte. „Was soll ich nur tun?“ dachte sich der Killer, „Das ist ein vollkommen aussichtsloses Unterfangen.“
Da ertönte hinter ihm ein „Psst“. Als er sich umdrehte sah er eine hübsche Frau, die zu ihm sprach: „Hallo ich bin eine Killerin vom Königreich nördlich von hier. Ich will den Drachen töten, damit ich den jüngsten Sohn unseres Königs heiraten kann und nicht mehr killen muss.“ Der Killer staunte. „Wie wäre es, wenn wir zusammenarbeiten? Ein halber Drachenkopf für jeden sollte auch ausreichen um zu beweisen, dass er tot ist“, sagte die Killerin. Per Handschlag gründeten die beiden eine Gemeinschaft bürgerlichen Rechts mit dem Ziel, den Drachen zu töten.
Die Killerin wollte als vermeintliche Dorfbewohnerin den Drachen unter einen Felsvorsprung locken, so dass der Killer auf ihn springen und sein Schwert in des Drachens Nasenlöcher bohren konnte, denn diese waren die einzige verwundbare Stelle. Aber der Drache war schneller als die beiden erwartet hatten. Obwohl sein Body Mass Index weit über 30 war, war er flink wie ein Wiesel und hatte die Killerin in seinen Klauen. „Dich werde ich fressen“, donnerte seine Stimme. Und er machte sich auf den Weg zu dem Felsplateau auf dem er immer seinen Mittagssnack zu sich nahm. Auf dem Rückweg würde er zwar an dem Felsvorsprung vorbeikommen, aber die Killerin würde er bis dahin schon verspeist haben. Das ertrug der Killer nicht. Er erhob sich und rief dem Drachen zu: „Friss mich stattdessen.“ Vor Überraschung ließ der Drache die Killerin fallen und sah den Killer mit großen Augen an. „Wieso das denn?“, fragte er. „Weil ich den Gedanken nicht ertragen kann, dass du sie frisst. Ich glaube, ich habe mich verliebt“, sagte der Killer.
„Na toll“, donnerte der Drache, „wegen deinem Süßholzgeraspel ist mir jetzt der Appetit vergangen. Geht am Besten beide nach Hause.“ Der Killer freute sich, aber der Drache sah so traurig aus, dass er fragte: „Kann ich denn irgendetwas für dich tun.“
„Ach“, seufzte der Drache, „die Hexe im Moor hat mir erzählt, dass es ein Dorf gibt, in dem die Menschen wie Sachertorte schmecken. Und weil ich ein Sachertortendrache bin, habe ich immer Lust auf Sachertorte. Aber nun verwüste ich seit Jahrhunderten Dorf um Dorf und habe noch immer nicht das Dorf mit den Sachertortenmenschen gefunden.“ Der Killer war verblüfft. „Ich kann ganz leckere Sachertorte machen“, sagte er, „aber mein König erlaubt es mir nicht.“ „Mir geht es genauso“, sagte die Killerin.
Sie grübelten und grübelten und schließlich hatte die Killerin eine Idee: „Drache, du könntest doch den König abfackeln und uns zu Königin und König machen. Dann können wir dir immer Sachertorte machen, während du unser Reich vor allem Bösen beschützt.“ Das gefiel dem Drachen. Und nachdem der König ein Häufchen Asche war, was er gar nicht formidabel fand, feierten sie ihr Leben lang jedes Jahr den neuen Nationalfeiertag, den Sachertortentag, und lebten in Saus und Braus. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann hat der Drache mittlerweile einen Body Mass Index von über fünfzig, aber er ist glücklich.
Und die Moral von der Geschicht: Traurige Drachen sehen in Wirklichkeit viel trauriger aus als man denkt und eine Sachertorte löst alle Probleme.
Soo … und das war’s dann wieder fürs Erste. Regelmäßige Einträge sind trotzdem nicht mehr zu erwarten. 😉